Be-denkens-wert vom 07.12.2008
Am 3. Advent wird in allen katholischen Gottesdiensten rund um den Erdball Paulus aus seinem 1. ungefähr um das Jahr 50 verfassten Brief an die Gemeinde in Thessalonich im heutigen Griechenland zitiert. Er schreibt: „Freut euch zu jeder Zeit. Betet ohne Unterlass! Dankt für alles, denn das will Gott von euch, die ihr Jesus Christus gehört. Löscht den Geist nicht aus! Verachtet nicht prophetisches Reden! Prüft alles, und behaltet das Gute! Meidet das Böse in jeder Form!“
Der Christ weiß -wie Paulus schreibt - zu seinem eigenen Heil, was Gott will. Denn der Wille des Menschen ist gut und notwendig, der Wille Gottes aber ist heilsam und aufbauend. Wer im Gebet - so Paulus -Gottes Willen erkundet, wird schnell zur Freude über das Unverdiente, das ihm Geschenkte finden, und wer wirklich aus Lebensfreude lebt, der wird gar nicht umhin kommen, ein dankbarer Mensch zu werden. Der Dankbare ist wiederum resistent gegenüber der Angst. Paulus war schon ein Menschenkenner und Weltbürger, deshalb wird noch heute aus seinen Briefen vorgelesen.
Be-denkens-wert vom 12.11 2008
Ich bewundere an Paulus eine Fähigkeit, die uns heute mehr und mehr verloren geht. Es ist einerseits sein Mut, den Menschen klar die Meinung zu sagen, aber anderseits ihnen auch immer wieder Mut und Trost zuzusprechen. Es ist inzwischen ein Risiko geworden, andere Menschen diskret aber deutlich auf Missstände und Irrwege hinzuweisen, weil wir inzwischen alles privatisiert haben, alles gilt als Einmischung. Das mag natürlich zusammenhängen mit der anderen verloren gegangenen Fähigkeit, nämlich dem anderen Mut und Trost zuzusprechen, wobei das Wort Trost mit dem Wort trauen zusammenhängt. Wer Mut und Trost zusprechen will, dem muss man ganz trauen können. Ein häufig gehörter Satz bei Scheidungen lautet: „Wir hatten uns nichts mehr zu sagen.“ Hatten sich solche Menschen vorher schon wirklich etwas zu sagen oder redeten sie nur miteinander. Das ist ein gewaltiger Unterschied.
Seinen 2. Brief an die Gemeinde in Thessalonich schließt Paulus so: „ Jesus Christus aber, unser Herr und Gott, unser Vater, der uns seine Liebe zugewandt und uns in seiner Gnade ewigen Trost und sichere Hoffnung geschenkt hat, tröste euch und gebe euch so Kraft zu jeden guten Werk und Wort.“
Be-denkens-wert vom 21.10.2008
Der Brief an die Gemeinde in Philippi, im heutigen Griechenland gelegen, gibt einen guten Einblick in das persönliche Empfinden des Paulus. Wahrscheinlich im Jahr 55 n.Chr. im Gefängnis in Ephesus verfasst, empfiehlt er den Leuten in Philippi: „sorgt euch um nichts...!“, eine Sorg-losigkeit, die aus dem Glauben kommt.
Paulus Original: (4,6-9) „Sorgt euch um nichts, sondern bringt in jeder Lage betend und flehend eure Bitten mit Dank vor Gott...“
Fast täglich erreichen uns Hiobsbotschaften; ist es einmal die leidende Umwelt und das sich verändernde Klima, ist es im Augenblick die sog. Bankenkrise. Wir stolpern von Krise zu Krise, das hat schon fast etwas masochistisches an sich und zwei Folgen: Die einen wehren ab und schützen sich durch Realitätsverdrängung, die anderen versuchen mit den vielfachen Ängsten und Bedrohungen zurecht zu kommen, aber können das Leben gar nicht mehr genießen und sich jeden Tag neu am Dasein freuen. Beide Haltungen machen auf mittlere Sicht die Seele krank. Wie herauskommen aus all den Sümpfen? Noch versuchen es viele mit der Erfindung immer neuer Seelenpillen und Placebos mit immer engmaschigeren Regulierungen oder auch mit endlosen Zerredungskünsten. In diesem Umfeld sagt mir ein Satz, wie der des Paulus viel: „Sorgt euch nicht.“
Wir werden keine echte langfristige Heilung all der Probleme einleiten können, wenn wir als Menschen nicht wieder jene Grundwahrheit innerlich akzeptieren, dass wir nicht die Herren, die Eigentümer der Welt sind. Paulus wurde nicht müde zu verkünden: „Gott ist Herr, wir sind Menschen, Gott ist Eigentümer der Welt, wir sind Nutznießer, Gott ist Schenkender, wir sind Empfangende.“ Aus dieser Grundeinsicht kann er dann sagen: „Sorgt euch nicht.“ Diese Art von Sorg-losigkeit ist nicht zu verwechseln mit Leichtsinnigkeit sondern macht realistisch, fürsorglich, schonend und wehrt der Hybris nach immer mehr ausbeutender, verantwortungsloser und egoistischer Lebenseinstellung. Echte Krisen lassen sich nicht durch Management auf Dauer heilen - den Aberglauben sollten wir doch inzwischen aus Erfahrungen überwunden haben - sondern nur durch eine Veränderung des geistigen Zustandes, einer Läuterung des Geistes, durch neues Denken.
„Wandelt euch durch ein neues Denken“, ist ein andere Empfehlung des Apostels Paulus und hängt eng mit dem Wunsch zusammen: „Sorgt euch um nichts.“ Wirkliche Sorgen müssen nur die haben, die verneinen, dass sie nackt auf diese Welt gekommen sind, und genauso wieder gehen werden.
Rainer Korten
Pfarrer in Antalya
Be-denkens-wert vom 21.09.2008
In seinem ersten Brief an die Gemeinde in Korinth in Griechenland im Kapitel 15 verrät er etwas von einer Grundhaltung, die ihn stark gemacht hat Er schreibt: „Ich bin nicht wert Apostel genannt zu werden, weil ich die Kirche Gottes verfolgt habe. Doch durch Gnade bin ich, was ich bin und sein gnädiges Handeln ist nicht ohne Wirkung geblieben.“
An dieser und vieler anderen Stellen wird deutlich, dass Paulus nie zuerst und ausschließlich auf eigene Kräfte baute, sondern sich als Werkzeug in der Hand Gottes sah. Er erwähnte nie seine akademische Ausbildung, seinen Beruf, sondern sonnte sich in seiner Beruf-ung. Beruf oder Beruf-ung - das ist eine vieles entscheidende Grundhaltung im Leben.
Diese Erkenntnis den Menschen mitzuteilen, wurde Paulus nach seiner Bekehrung zu Christus nicht müde, und weil diese Erkenntnis zeitlos ist, wird sie auch nach 2000 Jahren immer noch gelesen und zwar in allen Sprachen und Kulturen, weil bei aller Verschiedenheit der Kulturen die Menschen den gleichen Kern und die gleiche Hoffnung in sich tragen, dass Leben mehr ist als essen, trinken und arbeiten.
Rainer Korten
Pfarrer in Antalya
Be-denkens-wert vom 22.08.2008
So möchte ich ihn in diesem Paulus-Gedenkjahr immer wieder selbst sprechen lassen und beginne heute mit einem Text aus seinem ersten Brief, den er an die Gemeinde in Korinth geschrieben hat. (1Kor. 13, 1 ff):
Die Liebe ist langmütig, gütig, sie ist nicht eifersüchtig, prahlt nicht und bläht sich nicht auf. Sie handelt nicht taktlos, sucht nicht den eigenen Vorteil, sie lässt sich nicht verbittern, sie trägt das Böse nicht nach. Sie freut sich nicht über das Unrecht, sie freut sich vielmehr an der Wahrheit. Alles deckt sie zu, alles glaubt sie, alles hofft sie, alles erträgt sie. Die Liebe hört niemals auf.
Jetzt bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; am größten unter ihnen ist jedoch die Liebe.“
Rainer Korten
Pfarrer in Antalya